Die Musik
Wenn ich nach der Philosophie hinter meiner Arbeit gefragt werde, behaupte ich immer fröhlich, dass es mir wichtig sei, meine “Alte Musik” als moderner, am kulturellen Zeitgeschehen interessierter Mensch des 21. Jahrhunderts zu machen. Es gehe mir nicht um eine quasi museale Reproduktion jahrhundertealter Kompositionen, sondern um meinen ganz persönlichen, aktuellen und quicklebendigen Beitrag zum Musikleben.
Soweit die Theorie.
Als der Frankfurter Krimiautor Helmut Barz mich bat, Lesungen aus seinem neuesten Roman “Damenopfer” musikalisch zu untermalen, bereitete mir dieser “Praxistest” zunächst einige Kopfschmerzen. Zudem sollte die Musik nicht nur als Pausenfüller dienen, sondern mit dem Text verwoben sein.
Lautenmusik unter der Beschreibung eines Selbstmords? Einer Obduktion?
Es folgte eine spannende Reise in die Abgründe meines Repertoires, an deren Ende ich mit glänzenden Augen das Rezept meines persönliches Hexentrankes gefunden hatte.
Zu Mord, Totschlag und Politintrigen serviere ich in Ausschnitten:
J.H. Kapsberger:
Aria di Fiorenza
Folia
Toccata No9
Passacaglia
Robert de Visée
Suite in c-Moll
Prelude
La Plainte, Allemande
Sarabande
Sarabande
Gigue
Ich begleite die Damenopfer-Lesung auf einem knapp zwei Meter großen Chitarrone, keins der Stücke, die ich spiele, wurde nach 1700 geschrieben und ich werde mich in meinen Interpretationen den Regeln der ‘historischen Aufführungspraxis beugen. Trotzdem ist mein erklärtes Ziel, dass die historische Komponente in der Wahrnehmung der Zuhörer keine Rolle spielt.

Wünschen Sie mir Glück.